
Mag. Mag. Friedrich Möstl, Partner Steuerberatung Deloitte Styria
zu den Auswirkungen der Corona Krise auf die KMUs in Österreich
Wie gut sind bzw. waren KMU auf Krisen vorbereitet? Wo sehen Sie am meisten Aufholbedarf im Krisenmanagement?
Das lässt sich pauschal nur schwer beantworten. Resilienz war zwar schon vor Corona ein modernes Unternehmensziel. Allerdings hat vor der Corona-Krise niemand damit gerechnet, dass sich die Wirtschaft so schnell und so umfassend an eine solche Ausnahmesituation anpassen muss.
Generell hängt die Anpassungsfähigkeit eines Geschäftsmodells aktuell stark von der Branche und der Art des Geschäfts ab. Ein Betreiber eines Fitnessstudios oder ein Hotelier hat in Zeiten von Corona andere Voraussetzungen als ein technischer Zeichner oder ein gewerblicher Buchhalter.
Die Wirtschaft fährt langsam wieder hoch. Welche Maßnahmen sind für KMU nun am wichtigsten, um aus der Krise gestärkt raus zu gehen?
Lange stand in der aktuellen Situation die Gesundheit der Bevölkerung zurecht im Fokus. Doch langsam rücken auch die existenziellen Fragen um die langfristigen Auswirkungen mehr in den Vordergrund: Wie groß ist der entstandene Schaden? Wer soll die neu entstandenen Schulden der öffentlichen Hand und der Unternehmen zurückzahlen? Es ist wichtig, sich diese Fragen zu stellen – die KMU können sie jedoch nicht alleine beantworten.
Das unternehmerische Durchhaltevermögen hängt stark mit der Ertragskraft und der Liquiditätssituation der Unternehmen vor der Krise zusammen. Diese ist bei KMU generell eher bescheiden. Gerade in den am schwersten betroffenen Branchen wie Handel, Gastronomie und persönliche Dienstleistungen waren davor schon viele mit ihrem Geschäftsmodell sehr knapp und kurzfristig aufgestellt.
Letztlich wird jeder Unternehmer selbst gefordert sein, die Ärmel wieder hochzukrempeln und Wiederaufbauarbeit mit Unternehmergeist zu leisten, um mit Zuversicht wieder aus der Krise herauszukommen.
Wie gut greifen die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen von Seiten der Politik? Was fehlt noch?
Hilfsmaßnahmen der Politik sollten zeitgerecht, unbürokratisch und mit einem hohen Wirkungsgrad umgesetzt werden. Das ist bis jetzt aber nur teilweise gelungen. So birgt etwa der Härtefallfonds noch zahlreiche bürokratische Hürden, die schnell beseitigt werden sollten.
Was die Wirtschaft jetzt wirklich braucht, sind nicht rückzahlpflichtige Zuschüsse für jene Branchen, die durch die Krise besonders geschädigt wurden. Die rasche Umsetzung und Auszahlung der Fixkostenzuschüsse und die rasche Erledigung der Kurzarbeitsanträge sind das richtige Mittel dazu. Die beschlossenen Corona-Hilfen müssen endlich fließen. Ebenso wichtig ist das maßvolle Zurücknehmen der Beschränkungen sowie ein Wiederherstellen von Optimismus und Zuversicht. Aus meiner Sicht versucht die Politik das gerade.
Als Steuerberater sehe ich meine Aufgabe als Wegbegleiter durch die Krise. Ein stets aktuelles Controlling, straffes Kosten- und Liquiditätsmanagement, aber auch Unterstützung bei der Durchsetzung der Anträge für Corona-Hilfen sind jetzt unsere vorrangigen Aufgaben.


Mag. Gernot RITTER zu den aktuellen CoVID-19 Herausforderungen
(Steuerberater, Geschäftsführer der RBP Steuerberatung KG, Neusiedl am See)
– Was sind aktuell die größten Herausforderungen für KMU´s?
Die Bestandsaufnahme & Planung der Aufrechterhaltung der Liquidität in den nächsten Monaten sollte im Vordergrund stehen. Die beste Grundlage dafür ist ein aktuell geführtes Rechnungswesen, aus welchem sich ohne großen Mehraufwand die notwendigen Informationen ablesen lassen und damit in aller gebotenen Ruhe fundierte Entscheidungen für die kurz- und mittelfristige Zukunft treffen lassen. Das Arbeiten mit einer soweit wie möglich digitalen Buchhaltung macht sich in Zeiten wie diesen schwer bezahlt.
Und weil ich das sehr oft gefragt werde: natürlich gehört für Sie als Unternehmer auch die Planung Ihrer Privatausgaben am Ende mit zu den Überlegungen – Ihr „Gehalt“ ist der (versteuerte) Gewinn nach Sozialversicherungsbeiträgen.
Welche Hilfestellungen und Info-Services sind für KMU´s von Seiten der Steuerberater jetzt am meisten gefragt?
Es sind hauptsächlich Fragen rund um Kurzarbeitsvoraussetzungen und -antrag sowie diverse Förderanträge rund um die HäFF-Phasen und parallel dazu regelmäßig nicht beziehbare Landesförderungen. Auch die diversen Stundungs/Herabsetzungsmöglichkeiten bei den verschiedenen Behörden (FA,ÖGK,SVA usw.) werden oft angefragt und von uns dank digitaler Möglichkeiten rasch und damit mit dem geringstem Honoraraufwand erledigt.
– Welche Initiativen (von Seiten der Wirtschaft/Interessensvertretungen/Sozialpartner/Politik….), Unterstützungsmaßnahmen oder nützliche Offerings (im Sinne von sinnvolle Angebote aus der Wirtschaft, um bestmöglich weiter arbeiten oder die Krise überbrücken zu können) sind für KMUs jetzt am nützlichsten?
Am raschesten & unkompliziertesten wäre den UnternehmerInnen mit einer gesetzlich angeordneten (womöglich zinslosen) Kreditstundung für einen längeren Zeitraum geholfen („Moratorium“).
Das verschafft die notwendige Zeit, um sich über die Liquiditätsentwicklung der nächsten Monate Gedanken zu machen und sich entsprechend vorzubereiten. Denn eines ist klar: seine unternehmerische Zukunft vom Erhalt staatlicher Förderungen und Zuschüsse abhängig zu machen, schädigt die Volkswirtschaft und gefährdet damit den sozialen Frieden.
Wie man es als UnternehmerIn schon aus präcoronaren Zeiten gewohnt ist, schuldet man nach wie vor all seinen Partnern (also Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Banken) eine größtmögliche Einhaltung von Verpflichtungen und sollte so rasch wie möglich das Gespräch suchen, falls sich solche nicht gänzlich oder nicht rechtzeitig einhalten lassen.
Derzeit ist schon die Absicht des Staates erkennbar, dass er in Sachen zinsgünstiger oder –loser Überbrückungskredite nachbessern will: wie bei Vielem sind auch hier die Bedingungen per dato noch nicht ganz klar.
Apropos Bank & Kredit: bei vielen Banken hat der betreuende Berater zumeist allein das Pouvoir, die bestehenden Kreditlinien ohne langwierige Freigabeprozesse & Dokumente um ein paar Monate zu erstrecken.
Und schließlich: bei allen bisher sichtbaren staatlich geförderten Krediten landet Ihr Kreditgesuch in aller Regel wieder bei Ihrer Hausbank und Ihrer dortigen BeraterIn – dreimal dürfen Sie raten, worüber sich diese mit Ihnen (zumindest mittelfristig) wird unterhalten wollen: genau! Es ist Ihre (sorgfältig erstellte und ständig aktualisierte) Liquiditätsplanung.